Über den Verein
„Tierschutz mit Herz und Verstand
seit 1956!“
„Ich freue mich, daß wir nun soweit gekommen sind.“ Mit diesen Worten eröffnete Jutta Gerner am 15.03.1956 die Gründungsversammlung des Tierschutzvereins Speyer und Umgebung e. V. im Bierkeller des Café Enger in Speyer.
25 Tierfreunde folgten dem Aufruf der Initiatorin, darunter Tierschützer, Erzieher, Hundesportler, die Vorsitzenden der Speyerer Hundefreunde „und solche, die nichts anderes mit Tieren zu tun haben, als daß ihr Herz der stummen Kreatur gehört.“ berichtete die Speyerer Tagespost in Ihrer Ausgabe vom 17.03.1956. Gerner wies damals darauf hin, dass bis zum Beginn des 2. Weltkrieges bereits ein Tierschutzverein in Speyer existierte. (Anmerkung: Dieser Verein wurde 1933 von einer Frau Zapf gegründet und 1939 löste der sich auf zwischenzeitlich über 100 Mitglieder herangewachsene Verein aus mangelnder Interesse, wahrscheinlich durch den Kriegsausbruch und die NS-Zeit bedingt, wieder auf.)
Gerner nannte als Beweggründe zur Neugründung des Vereins zum Einen Fälle von Tierquälerei, sowie Probleme mit der Unterbringung von Fund- und Abgabetieren in Speyer und zum Anderen den für die Tiere harten Winter 1955/1956 und ein Schaukasten mit zu vermittelten Tieren des Tierschutzvereins Neustadt. Begleitet wurde Gerner damals von Eugen Otterstetter, dem Vorsitzenden des Tierschutzvereins Ludwigshafen, welcher mit Rat und Tat die Gründung des Vereins in Speyer unterstütze und dessen Wichtigkeit betonte.
In der Versammlung wurde Frau Jutta Gerner zur 1. Vorsitzenden, Herr Eduard Schneider zum 2. Vorsitzenden, Frau Erna Kraft zur Schriftführerin und Frau Siegrid Hermanns zur Kassiererin gewählt. Der Beisitz stellte sich zusammen aus Luise Gärtner, Ernst Wolf, Heinrich Jäckle, Fritz Knöschke, Karl Ullrich und Hermann See.
Kurze Zeit später kooperierte man nicht nur mit dem Tierschutzverein Ludwigshafen, sondern auch mit den Vereinen aus Frankfurt und Passau. Gerade der Tierschutzverein Passau half tatkräftig bei der Erstellung der Vereinssatzung mit.
Der Verein beschränkte sich damals nicht nur auf den Schutz der Haustiere, sondern auf alle Tiere, also auch Wild- und Nutztiere. Erwähnenswert waren auch verschiedene Vortragsreihen u.a. auch mit Filmvorführungen, an welchen sich bekannte Persönlichkeiten wie die Speyrer Kunstmaler Karl Graf und Karl Spitzer beteiligten und sich als Freunde und Gönner des Vereins erwiesen.
Schon bei der Gründungsversammlung wurde der Ruf nach einem Tierasyl laut, denn die Stadt und der Landkreis Speyer hatten damals ein großes Problem; nämlich es gab keine Möglichkeit herrenlose, streunende und verletzte Tiere unterzubringen und dies stellte die Verantwortlichen vor große Probleme. So fand die Initiative der damals 31-jährigen Volksschullehrerin der Roßmarktschule und ihr großes Vorhaben auch Anklang beim Stadtrat von Speyer, welcher von Anfang an beim Verein seine Unterstützung mit einbrachte. Unter dem damaligen Oberbürgermeister Dr. Paulus Skopp wurde der Stadtrat von Speyer kooperatives Mitglied und Skopp selbst stellte den Verein unter sein Protektorat. Ein Tierasyl wurde zunächst auf dem Gelände des Schlachthofes angedacht, um gleichzeitig auch die Versorgung der Tiere durch Schlachtabfälle sicherzustellen. Doch dies ließ sich leider nicht in die Tat umsetzen.
Wenige Monate nach ihrer Wahl gaben Gerner und Schneider ihre Ämter an den Regierungs-Veterinärrat Dr. Ostermann (1. Vorsitz) und Stadtrat Fritz Lindacher (2. Vorsitz) ab. Vor allem Ostermann sollte mit seinem Fachwissen den Tierschutz und die Umsetzung eines geeigneten Tierasyls in Speyer vorantreiben. Ihm beiseite stand mit Stadtrat Lindacher ebenfalls eine wirkungsvolle Persönlichkeit.
In den folgenden 2 Jahren suchten die Stadt Speyer, sowie die Vorsitzenden und die Gründer des Speyrer Tierschutzvereins nach einem geeigneten Standort für das Tierheim und man wurde im „Schlangenwühl“ fündig, wo auch heute noch, 60 Jahre später, das Tierheim Speyer steht und der Verein seinen Sitz hat.
1958 begannen die eifrigen Mitglieder des Vereins mit dem Aufbau des Tierheims und dem Umbau des damals bereits vorhandenen Hauses mit beispielhafter Eigenleistung, dessen Einweihung offiziell am 19.07.1959 stattfand. Vorbild nahm man sich damals am Tierheim Baden-Baden und passte dies auf die Speyrer Bedürfnisse an. Die Baukosten beliefen sich auf 31.000 DM welche der Verein aus Eigenkapital, aber auch durch zahlreiche Spenden von Speyrer Firmen und dem Stadtrat von Speyer finanzierte.
In ihrer Ausgabe vom 21.07.1959 betitelte Die Rheinpfalz die Inbetriebnahme des Tierheims mit „Hotel zu den Bremer Stadtmusikanten“, da auf der Hauswand der Dienstwohnung des 1. Tierpflegers Tröster ein Sgrafitto mit den Bremer Stadtmusikanten glänzte, welches der bekannte Speyrer Künstler Günther Zeuner persönlich dem Tierheim als Geschenk widmete.
Auch der erste Gast ließ nicht lange auf sich warten: „Herras“ der einjährige Schäferhundrüde der achtköpfigen Familie, die vorher das Objekt im Schlangenwühl bewohnte, gaben ihn an den Verein ab. Bis heute haben schätzungsweise rund 22.000 Tiere das Tierheim Speyer durchlaufen.
Abschließend muss man festhalten, dass die Grundsteinlegung des Vereins und des Tierheims auf ein bemerkenswertes Engagement der damaligen Vereinsgründer, Vereinsvorstände und Vereinsmitglieder in Symbiose mit der Stadt Speyer resultiert.
Auch heute noch, über 65 Jahre später, pflegt der 500 Mitglieder zählende Tierschutzverein Speyer und Umgebung e. V. Kontakte und Kooperationen mit der Stadt Speyer und dessen Umlandgemeinden in Sachen „Tierschutz“, ist Ansprechpartner für Tierschutzangelegenheiten, betreibt gezielt Öffentlichkeitsarbeit für das Tier, verfolgt Tierschutzverstöße und betreibt in Eigenregie das Tierheim Speyer. Dies alles finanziert er durch Spenden, Mitgliedschaften, Patenschaften und Zuschüsse. Damals, wie auch heute stellt er eine wichtige Instanz dar, denn gerade in der heutigen Zeit, in der alles zur Schnelllebigkeit neigt und dabei oftmals der Respekt und das Einfühlvermögen gegenüber seiner Umwelt und speziell dem Tier auf der Strecke bleibt, ruft der Verein gezielt diese moralischen Grundwerte wieder in das Gedächtnis der Bevölkerung zurück.